ADHS entsteht nicht durch eine einzige Ursache, sondern durch das Zusammenspiel verschiedener Einflüsse. Dabei wirken genetische, biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammen. Es zeigt sich, wie stark sich Veranlagung und Umwelt gegenseitig beeinflussen.
Die Gene bilden zwar eine wichtige Grundlage, doch Umwelteinflüsse wie Stress oder Erziehung können die Symptome verstärken oder auch abschwächen.
ADHS beginnt früh – Hilfe auch, denn wer früh Bescheid weiß, kann gezielt helfen und unterstützen.
Auf biologischer Ebene gibt es gut belegte Unterschiede in bestimmten Bereichen des Gehirns, zum Beispiel im vorderen Teil des Gehirns, dem sogenannten präfrontalen Cortex. Außerdem spielen bestimmte Gene eine Rolle, vor allem solche, die den Botenstoff Dopamin beeinflussen.
Dopamin ist wichtig für Konzentration, Motivation und das Gefühl von Belohnung. Doch auch äußere Einflüsse, wie Stress in der Schwangerschaft oder schwierige Lebensumstände, können bestimmen, wie stark sich die genetische Veranlagung zeigt.
Aber nicht nur körperliche Vorgänge zählen: Auch das Verhalten in der Familie, der Schulalltag oder die Sicht der Gesellschaft auf ADHS wirken sich darauf aus, wie die Störung in Erscheinung tritt. Im weiteren Verlauf wird erklärt, welche Ursachen wichtig sind und wie man vorbeugen kann.
Denn ADHS beginnt früh – Hilfe auch.
Die Rolle der Gene
Der Einfluss der Gene ist gut untersucht. Studien zeigen, dass etwa 70 bis 80 Prozent der Unterschiede bei der Entstehung von ADHS auf genetische Faktoren zurückgehen. Besonders bedeutsam sind Gene, die den Dopamin-Haushalt steuern – etwa DAT1, DRD4 oder COMT.
Diese Gene beeinflussen, wie gut Dopamin im Gehirn wirkt. Dadurch wirken sie sich auch auf Aufmerksamkeit und Impulskontrolle aus.
Beispiel:
Ein Kind mit einer bestimmten Form des DRD4-Gens, die die Wirkung von Dopamin verringert, hat es möglicherweise schwer, sich zu konzentrieren – besonders dann, wenn es keine direkte Belohnung bekommt. Es lässt sich leichter ablenken und reagiert oft unüberlegt (Millenet, 2021).
Gen-Umwelt-Interaktionen
Gene allein erklären ADHS jedoch nicht vollständig. Auch Umwelteinflüsse spielen eine Rolle, besonders in der Schwangerschaft. Wenn die Mutter zum Beispiel raucht oder Alkohol trinkt, kann das genetische Schwächen verstärken.
In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Gen-Umwelt-Interaktion.
Beispiel:
Eine Studie zeigte: Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht hatten, entwickelten häufiger ADHS-Symptome – vor allem dann, wenn eine genetische Veranlagung vorlag (Ayu & Setiawati, 2017).
Neurobiologische Mechanismen
Untersuchungen zeigen auch, dass bei ADHS bestimmte Gehirnbereiche anders arbeiten als bei anderen Kindern. Der präfrontale Cortex sowie die sogenannten Basalganglien sind oft weniger aktiv. Diese Bereiche helfen dabei, Aufgaben zu planen und sich zu beherrschen.
Beispiel:
Leon, 9 Jahre, kann sich schwer auf eine längere Aufgabe konzentrieren. Würde man sein Gehirn mit einem bildgebenden Verfahren untersuchen, würde man vermutlich sehen, dass der präfrontale Cortex bei ihm weniger aktiv ist (Castellanos et al., 2002).
Familienstrukturen und Erziehung
Auch das Umfeld prägt das Verhalten eines Kindes – besonders in der Familie. Wenn es in einer Familie häufig Streit gibt oder die Erziehung uneinheitlich ist, zeigen Kinder oft stärkere ADHS-Symptome.
In solchen Fällen verstärken sich genetische Veranlagungen oft durch das familiäre Umfeld.
Beispiel:
Anna, 7 Jahre, lebt in einem Zuhause, in dem es häufig Konflikte gibt. Dadurch werden ihre Symptome stärker. Eine ruhige und verlässliche Erziehung mit klaren Regeln könnte ihr jedoch helfen (Stadler et al., 2013).
Soziale Lebensumstände
Nicht nur die Familie, sondern auch die sozialen Verhältnisse haben Einfluss. Kinder, die in schwierigen Lebenslagen aufwachsen – zum Beispiel mit wenig Platz, wenig Unterstützung oder schlechten Bildungsmöglichkeiten – haben ein höheres Risiko für ADHS.
Beispiel:
Lina, 8 Jahre, lebt in einer Familie mit wenig Geld. Weil sie keine passende Hilfe bekommt, werden ihre ADHS-Anzeichen immer deutlicher (Bener et al., 2008).
Die Schule kann eine große Rolle spielen – im Guten wie im Schlechten. Feste Regeln, wenig Bewegung und fehlende Unterstützung können ADHS-Symptome verstärken. Wenn jedoch der Unterricht angepasst wird, kann das sehr helfen.
Beispiel:
Tom, 10 Jahre, fühlt sich im normalen Unterricht schnell überfordert. Bewegungspausen und ein flexibler Lehrplan würden ihm helfen, sich besser zu konzentrieren und mitzukommen.
Verzicht auf Schadstoffe
Damit sich das Gehirn des Kindes gut entwickeln kann, sollten schwangere Frauen auf Alkohol, Zigaretten und Drogen verzichten. Denn solche Stoffe erhöhen das Risiko für ADHS – besonders, wenn das Kind bereits eine genetische Veranlagung mitbringt (Ayu & Setiawati, 2017).
Stress abbauen
Auch andauernder Stress in der Schwangerschaft kann dem ungeborenen Kind schaden. Deshalb ist es hilfreich, wenn werdende Mütter Entspannungstechniken lernen, wie zum Beispiel Yoga oder Atemübungen. Gespräche mit Fachleuten können ebenfalls helfen.
Beispiel:
Eine Mutter, die regelmäßig Entspannungsübungen macht, schützt damit nicht nur sich selbst, sondern senkt auch die Belastung für ihr Kind.
Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist sehr wichtig für die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Besonders gut sind Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel in Fisch und Nüssen enthalten sind. Auch Vitamine und Mineralstoffe tragen zur gesunden Entwicklung bei.
Beispiel:
Eine Schwangere, die regelmäßig Fisch isst, unterstützt die Bildung wichtiger Verbindungen im Gehirn ihres Kindes.
Regelmäßige Kontrollen
Untersuchungen während der Schwangerschaft helfen, Risiken früh zu erkennen. Probleme wie Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck können sonst das ADHS-Risiko erhöhen. Deshalb sollten solche Erkrankungen gut behandelt werden.
Früherkennung
ADHS sollte so früh wie möglich erkannt werden. Wenn Kinder oft unruhig, unkonzentriert oder impulsiv sind, sollten Eltern und Lehrkräfte genau hinschauen. Denn frühe Hilfe kann die Entwicklung des Kindes deutlich verbessern (Polanczyk et al., 2007).
ADHS beginnt früh – Hilfe auch: Deshalb ist es wichtig, gut zu beobachten und schnell zu handeln.
Elterntraining
Es gibt Programme, die Eltern helfen, besser mit ADHS umzugehen – zum Beispiel „Triple P“ oder „Incredible Years“. Dabei lernen Eltern, klare Regeln aufzustellen, feste Abläufe einzuhalten und gutes Verhalten zu belohnen. Das macht den Alltag für alle einfacher (Chronis-Tuscano et al., 2010).
Auch in der Schule brauchen Kinder mit ADHS besondere Unterstützung. Schon kleine Veränderungen können viel bewirken:
- Ein Platz ganz vorne hilft, Ablenkungen zu vermeiden.
- Kurze Bewegungspausen fördern die Konzentration.
- Persönliche Lernziele und Aufgaben machen das Lernen einfacher.
Solche Maßnahmen helfen Kindern nicht nur besser zu lernen, sondern auch, sich im Schulalltag wohler zu fühlen (DuPaul et al., 2011).
Oft hilft eine Kombination aus Verhaltenstherapie und Medikamenten. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Kinder, ihre Aufmerksamkeit besser zu steuern. Medikamente wie Methylphenidat können das Gehirn zusätzlich unterstützen (Barkley, 2014).
Gemeinschaftliche Angebote
Neben der Therapie können auch Gruppenangebote helfen. Sport, Musik oder andere kreative Aktivitäten fördern die Konzentration und verbessern das Sozialverhalten (Fabiano et al., 2009).
Fazit:
ADHS hat viele Ursachen – körperliche, psychische und soziale. Die Gene und das Gehirn legen zwar eine Grundlage, doch das Umfeld bestimmt mit, wie stark sich die Symptome zeigen.
Ein guter Umgang mit ADHS beginnt früh. Dazu gehören:
- frühzeitiges Erkennen,
- gezielte Unterstützung zu Hause und in der Schule,
- sowie passende Therapien.
So haben Kinder mit ADHS die Chance, sich gut zu entwickeln und ihre Stärken zu entfalten.
ADHS beginnt früh – Hilfe auch: Wer früh handelt, kann viel bewirken.
Quellen: