7. November 2024

Unterstützung bei kindlicher Depression

Wie Eltern ihre Kinder bei Depressionen unterstützen können: Ein Leitfaden

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sind ein ernstes Thema, das nicht nur die betroffenen Kinder selbst, sondern auch die gesamte Familie beeinflusst. Eltern stehen oft vor der Herausforderung, ihre Kinder auf dem Weg zur Besserung zu begleiten, ohne immer genau zu wissen, wie sie konkret helfen können. Dieser Leitfaden bietet wissenschaftlich fundierte, praxisorientierte Tipps, wie Eltern ihre Kinder unterstützen können, und hilft dabei, die ersten Schritte zur Bewältigung zu gehen.

Emotionale Unterstützung bieten

Kinder mit Depressionen benötigen viel emotionale Unterstützung und ein offenes Umfeld, in dem sie sich sicher fühlen und ihre Gefühle ausdrücken können. Dabei können Eltern folgendermaßen unterstützen (Bishop, 2002):

  • Offen für Gespräche sein: Kinder sollten wissen, dass sie über ihre Gefühle sprechen können, ohne Angst vor Kritik oder Verurteilung zu haben. Eltern können durch Fragen wie „Möchtest du mir erzählen, was dich belastet?“ ein Gespräch initiieren und das Kind ermutigen, zu erzählen.
  • Gefühle akzeptieren: Es ist wichtig, dass Eltern die Gefühle ihres Kindes ernst nehmen und nicht versuchen, diese herunterzuspielen. Ein „Das ist doch halb so schlimm“ ist in solchen Fällen kontraproduktiv. Stattdessen hilft ein einfühlsames „Ich verstehe, dass dich das belastet.“
  • Eigenen Umgang mit Emotionen kontrollieren: Ein ruhiges und verständnisvolles Verhalten der Eltern kann dem Kind das Gefühl geben, dass seine Gefühle berechtigt und kontrollierbar sind. Eltern, die mit ihren eigenen Gefühlen bewusst umgehen, schaffen eine stabile Umgebung, die das Kind stärkt.
Soziale Fähigkeiten fördern und Isolation vermeiden

Depressionen führen oft dazu, dass sich Kinder zurückziehen und sich sozial deutlich isolieren. Eltern können gezielt daran arbeiten, soziale Kontakte und soziale Kompetenzen zu fördern, um das Kind aus der Isolation herauszuholen (Cavalcante, 2010):

  • Freundschaften fördern: Eltern können ihrem Kind Möglichkeiten bieten, Freunde zu treffen, sei es durch gemeinsame Hobbys, Schulaktivitäten oder Freizeitangebote. Es ist wichtig, dass das Kind soziale Kontakte pflegt, ohne dabei unter Druck gesetzt zu werden.
  • Selbstvertrauen durch kleine Erfolge stärken: Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz lassen sich oft schon durch kleine, erreichbare Ziele steigern. Eltern können ihr Kind motivieren, an Aktivitäten teilzunehmen, die ihm Freude bereiten und bei denen es sich wohlfühlt.
  • Positive Rückmeldungen geben: Kinder brauchen Unterstützung und Bestärkung, wenn sie soziale Interaktionen eingehen. Loben Sie das Kind für alle Schritte, die es selbst als kleine Fortschritte sieht, und schaffen Sie so eine positive Verstärkung.
Die Bindung innerhalb der Familie stärken

Eine starke Bindung zwischen Eltern und Kind kann eine wichtige Rolle spielen, um die Symptome einer Depression zu lindern und dem Kind wieder Stabilität zu geben. Die Qualität der Bindung wirkt sich nachweislich positiv auf das Wohlbefinden aus (Herring & Kaslow, 2002):

  • Regelmäßige gemeinsame Zeit schaffen: Gemeinsame Aktivitäten, die beiden Seiten Freude bereiten, wie z. B. kochen, spielen oder spazieren gehen, helfen dabei, die Bindung zu stärken und dem Kind eine stabile Basis zu bieten.
  • Zuhören und Verständnis zeigen: Kinder müssen das Gefühl haben, dass ihre Eltern sie wirklich verstehen. Aufmerksamkeit und aktives Zuhören (zum Beispiel durch Nachfragen und Bestätigen des Gehörten) vermitteln Sicherheit und zeigen dem Kind, dass seine Anliegen und Gefühle ernst genommen werden.
  • Vertrauen und Sicherheit geben: Einfühlsame Gespräche und gemeinsame Zeit ohne Leistungsdruck schaffen Vertrauen. Kinder erleben dadurch, dass ihre Eltern jederzeit als Unterstützung und emotionale Sicherheit an ihrer Seite stehen.
Präventive Familieninterventionen nutzen

Maßnahmen, die die ganze Familie einbeziehen, erweisen sich häufig als wertvolle Unterstützung. Beispielsweise kann ein präventives Programm wie das Family Talk Intervention (FTI), emotionale Symptome bei Kindern reduzieren und prosoziales Verhalten fördern. Solche Programme helfen auch Eltern, eigene Bewältigungsstrategien zu verbessern und ihre Kinder langfristig zu unterstützen (Solantaus, Paavonen, Toikka, & Punamäki, 2010).

Professionelle Unterstützung einholen

Oftmals reicht die elterliche Unterstützung allein nicht aus. In solchen Fällen ist der Schritt zur professionellen Hilfe entscheidend. Therapieformen wie die kognitive Verhaltenstherapie oder familienorientierte Ansätze tragen wesentlich zur Verbesserung der psychischen Gesundheit ihres Kindes bei. Eine frühzeitige Intervention kann den Unterschied zwischen langwierigen psychischen Problemen und einer erfolgreichen Bewältigung ausmachen (Fitzpatrick, 2004).

Fazit

Die Unterstützung eines Kindes mit Depression erfordert Geduld, Verständnis und eine enge Bindung innerhalb der Familie. Eltern können durch kleine, gezielte Maßnahmen einen großen Unterschied im Leben ihres Kindes bewirken. Von emotionaler Offenheit über soziale Förderung bis hin zu professioneller Hilfe stehen zahlreiche Möglichkeiten bereit, wie Eltern ihren Kindern helfen können, schwierige Zeiten zu überstehen. 

Quellen:

- Bishop, F. (2002). Depression in childhood. Journal of Pediatric Psychology, 5(2), 135-145. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6931566)

- Cavalcante, R. S. C. (2010). Socialisation and childhood depression. Journal of Human Growth and Development, 6 (3), 107-114. https://doi.org/10.7322/JHGD.38375

- Fitzpatrick, C. (2004a). Coping with Depression in Young People: A Guide for Parents. 

- Fitzpatrick, C. (2004b). Coping with Depression in Young People: A Guide for Parents. 

- Herring, M., & Kaslow, N. (2002). Depression and attachment in families: A child-focused perspective. Journal of Family Theory & Review, 4 (3), 113-125. https://doi.org/10.1111/J.1545-5300.2002.41313.X

- Solantaus, T., Paavonen, E. J., Toikka, S., & Punamäki, R. L. (2010). Preventive interventions in families with parental depression: Children’s psychosocial symptoms and prosocial behaviour. European Child & Adolescent Psychiatry, 19(12), 883-892. https://doi.org/10.1007/s00787-010-0135-3

    7. November 2024
zurück zum Blog
Patrick Pfarrer
M.Sc. Psychologie / MAS Psychotherapie
Sommerstraße 5
81543 München
+49 (0)176 328 015 96
patrick.pfarrer@pcm.contact
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram