9. September 2024

Chancengleichheit? Sozioökonomische Herkunft 

Der Einfluss der sozioökonomischen Herkunft auf Bildung und beruflichen Erfolg wird zunehmend als Schlüsselfaktor in der gesellschaftlichen Diskussion erkannt. Studien zeigen, dass der Zugang zu höherer Bildung und die damit verbundenen Karrierechancen stark von der familiären Herkunft abhängen. Diese Ungleichheiten können den beruflichen Erfolg behindern und eine langfristige sozioökonomische Kluft aufrechterhalten.

Eine Studie von Crawford und van der Erve (2015) untersuchte den Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Hintergrund und Verdienst nach dem Studium. Die Ergebnisse zeigen, dass Absolventen aus sozial schwächeren Familien auch nach Abschluss eines Studiums geringere Einkünfte erzielen als ihre wohlhabenderen Kommilitonen, selbst wenn sie ähnliche Qualifikationen aufweisen. Dies deutet darauf hin, dass das Bildungssystem nicht vollständig in der Lage ist, sozioökonomische Unterschiede auszugleichen.

Eine weitere Untersuchung von Forsyth und Mercer (1970) beleuchtet die Abhängigkeit der Studienerfolge von der sozioökonomischen Herkunft. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Einfluss bei Frauen stärker ausgeprägt ist als bei Männern, was auf zusätzliche Hürden hinweist, die Frauen in ihrem Bildungsweg begegnen können.

Loesch (2018) geht in einer umfassenden Literaturübersicht auf den Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Bildungsergebnissen ein. Seine Analyse zeigt, dass sozioökonomische Ungleichheiten oft über Generationen hinweg bestehen bleiben, da die Bildungs- und Karrieremöglichkeiten der Eltern die Erfolgsaussichten ihrer Kinder stark beeinflussen.

Die Forschung deutet zudem darauf hin, dass geografische und geschlechtsspezifische Faktoren zusätzlich die Berufswahl beeinflussen. Nwaogu et al. (2015) zeigen, dass Geschlecht und sozioökonomische Hintergründe eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Lehrberufs spielen, wobei Frauen aus ärmeren Verhältnissen häufiger diesen Weg einschlagen als Männer in vergleichbaren Situationen.

Ein weiteres bemerkenswertes Forschungsergebnis von Järvinen (2020) unterstreicht, dass junge Menschen aus sozioökonomisch schwächeren Familien tendenziell schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. In postindustriellen Gesellschaften, in denen Bildungsabschlüsse zunehmend an Bedeutung gewinnen, bleibt der Einfluss der sozialen Herkunft weiterhin spürbar.

Fazit:

Der Einfluss der sozioökonomischen Herkunft auf Bildungserfolge und Karrierechancen ist weitreichend und vielschichtig. Verschiedene Studien bestätigen, dass soziale Ungleichheiten nicht nur durch die Verfügbarkeit von Ressourcen, sondern auch durch soziale und geografische Faktoren beeinflusst werden. Es wird zunehmend klar, dass ein umfassender Ansatz notwendig ist, um diese tief verwurzelten Ungleichheiten zu bekämpfen. Ein stärkerer Fokus auf Chancengleichheit in Bildung und Beruf könnte dazu beitragen, diese strukturellen Barrieren abzubauen.

Quellen

- Crawford, C. E., & van der Erve, L. (2015). Does higher education level the playing field? Socio-economic differences in graduate earnings. Education Sciences, (4), 380-403. 

- Forsyth, D., & Mercer, G. (1970). Socio-economic origins and attainment at university: A case study. American Sociological Review, (1), 124-135. 

- Loesch, M. (2018). Mind the gap: The relationship between socioeconomic status and educational outcomes: A literature review. Maneto: Temple University Research Journal, (1), 50-65. 

- Nwaogu, C., Ahado, S., Gardiner, R., & Nwogu, J. S. (2015). Education and teaching profession: Gender preferential or socio-economic background differential? Journal of Education and Practice (35), 56-70.

- Järvinen, T. (2020). Social background and labour market careers of young people: A comparison of two cohorts of Finnish young people not in employment, education or training (NEET). Human Progress, (3), 42-55. 

    9. September 2024
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Patrick Pfarrer
M.Sc. Psychologie / MAS Psychotherapie
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