28. November 2024

Mobbing: Unsichtbare Narben in der Seele unserer Jugend

Stell dir vor, du gehst jeden Morgen mit einem schlechten Gefühl zur Schule. Dein Magen zieht sich zusammen, und ein dunkler Schatten liegt über deinem Tag. Du weißt, dass dich Spott, Ausgrenzung oder sogar Gewalt erwartet. Es ist kein Einzelfall, sondern eine tägliche Qual – und genau so fühlt sich Mobbing an. Für viele Jugendliche ist das trauriger Alltag. Die psychischen Folgen von Mobbing bei Jugendlichen sind oft verheerend.

Mobbing ist keine harmlose „Jugendsünde“, sondern ein wiederholter, gezielter Angriff. Diese Angriffe können nicht nur die seelische Gesundheit stark schädigen, sondern auch die Entwicklung stören und Spuren fürs Leben hinterlassen. Besonders die psychischen Folgen von Mobbing bei Jugendlichen sind tiefgreifend. Deshalb schauen wir in diesem Text, wie Mobbing wirkt – und warum manche Kinder andere quälen, während andere zu Opfern werden.

Was ist Mobbing und warum ist es so schlimm?

Mobbing bedeutet, dass jemand immer wieder absichtlich verletzt wird – körperlich oder seelisch. Es kann durch Schubsen, Beschimpfungen, Lügen, Ausgrenzung oder über das Internet passieren. Doch hinter dieser einfachen Erklärung steckt tiefes Leid.

Denn wer gemobbt wird, verliert nicht nur den Spaß am Leben, sondern oft auch das Vertrauen in sich selbst. Der Forscher Dan Olweus sagt, Mobbing sei eine Form von Gewalt, bei der Macht auf Kosten anderer ausgeübt wird. Besonders schlimm ist, dass Mobbing oft heimlich geschieht. Und obwohl es manchmal bemerkt wird, handeln viele trotzdem nicht.

Psychische Folgen von Mobbing bei Jugendlichen

Die mentalen und seelischen Folgen von Mobbing sind tiefgreifend, denn sie können ein Leben stark beeinflussen – auch lange nach der Schulzeit. Deshalb ist es wichtig, die Auswirkungen von Mobbing in der Jugend genau zu betrachten.

Angst und Einsamkeit

Wer gemobbt wird, lebt oft in ständiger Angst. Viele fühlen sich hilflos und allein, was zu Traurigkeit oder schlimmeren seelischen Problemen führen kann – wie Depressionen oder Angststörungen (Bhatia, 2023; Arseneault, Bowes & Shakoor, 2009). Diese emotionalen Folgen von Mobbing führen häufig zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben.

Selbstverletzung und Suizidgedanken

Manche Jugendliche verletzen sich selbst, weil sie keinen anderen Ausweg sehen. Laut der WHO ist Mobbing ein starker Auslöser für Suizidgedanken. Viele glauben, dass ihnen niemand zuhört oder helfen kann – obwohl Hilfe oft möglich ist (Comis & Siqueira, 2013). Die seelischen Schäden durch Mobbing bleiben oft lange unerkannt.

Langfristige seelische und körperliche Folgen

Auch als Erwachsene kämpfen viele noch mit den Nachwirkungen. Sie vertrauen anderen Menschen weniger, haben Schwierigkeiten in Beziehungen oder ein geringes Selbstwertgefühl. Diese Folgen von Mobbing für Jugendliche können später die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen (Hutson & Melnyk, 2022).

Rückzug und Schulprobleme

Viele ziehen sich zurück, meiden andere oder Orte wie die Schule. Dadurch leidet oft auch die schulische Leistung, weil Betroffene Schule mit Angst und Ablehnung verbinden (Zakiyah, Humaedi & Santoso, 2017). Die psychischen Auswirkungen von Mobbing reichen damit weit über die Pausen hinaus – bis in die Zukunft der jungen Menschen.

Warum passiert Mobbing überhaupt?

Die Gründe für Mobbing sind vielfältig, denn sie hängen sowohl mit der Persönlichkeit als auch mit dem Umfeld und der Gesellschaft zusammen.

Persönliche und soziale Ursachen

Manche Jugendliche haben ein geringes Selbstwertgefühl oder können ihre Gefühle schlecht kontrollieren. Deshalb greifen sie andere an, um sich selbst stärker zu fühlen (Elsadek & Abbady, 2020). Häufig steckt dahinter eine eigene Unsicherheit – eine mentale Belastung, die sich in Angriffen gegen andere entlädt.

Die Familie spielt eine wichtige Rolle

Ein stabiles Zuhause kann Kinder schützen. Doch wenn Eltern sich wenig kümmern, oft streiten oder sehr streng sind, steigt das Risiko deutlich. Kinder brauchen Eltern, mit denen sie offen sprechen können – denn das gibt Sicherheit (Ledwell & King, 2015). Mobbing und psychische Gesundheit hängen auch im familiären Kontext eng zusammen.

Gruppenzwang und Schulklima

In vielen Schulen geht es mehr um Macht als um Miteinander. Wer mobbt, fühlt sich durch das Schweigen anderer gestärkt. Opfer dagegen fühlen sich allein. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrer:innen aktiv einschreiten. Wo Mobbing geduldet oder ignoriert wird, nimmt es zu (Jeffrey & Stuart, 2019).

Cybermobbing – die Schattenseite des Internets

Im Internet passiert Mobbing oft anonym – und rund um die Uhr. Dadurch ist es besonders belastend für die Opfer. Viele wissen nicht, wie sie sich schützen sollen. Außerdem verbreiten sich Angriffe online viel schneller, was das Leid noch verstärkt. Cybermobbing hat emotionale Folgen, die noch schwerer zu kontrollieren sind.

Ein Appell: Wir müssen handeln!

Mobbing ist kein natürlicher Teil des Großwerdens, sondern ein gesellschaftliches Problem, das wir nur gemeinsam lösen können. Deshalb sind Eltern, Lehrer:innen, Gleichaltrige und Entscheidungsträger:innen gleichermaßen gefragt, ein sicheres und unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Mobbing keinen Platz hat.

Warum frühes Handeln entscheidend ist

Es ist entscheidend, Mobbing frühzeitig zu erkennen und entschlossen zu handeln. Denn je länger Mobbing andauert, desto tiefer sind die seelischen Schäden. Wegzusehen hilft niemandem – im Gegenteil: Es verstärkt das Gefühl der Ohnmacht bei den Betroffenen. Jugendliche brauchen daher Erwachsene, die nicht nur hinschauen, sondern auch eingreifen.

Aufklärung als Schlüssel zur Veränderung

Schulen spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen Mobbing. Sie sollten Programme anbieten, die Mitgefühl und gegenseitigen Respekt fördern. Außerdem ist es wichtig, dass diese Programme erklären, wie Mobbing entsteht und welche Folgen es hat. Nur so lässt sich das Schweigen brechen – und eine neue Kultur des Miteinanders schaffen.

Jugendliche stärken – Resilienz fördern

Damit junge Menschen sich behaupten können, brauchen sie nicht nur Wissen, sondern auch innere Stärke. Sie müssen lernen, mit Konflikten und Rückschlägen umzugehen. Zudem sollten sie wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen – sei es bei einer Lehrkraft, Vertrauensperson oder über anonyme Hilfsangebote. Denn niemand sollte das Gefühl haben, mit dem Problem allein zu sein.

Fazit

Die psychischen Folgen von Mobbing bei Jugendlichen sind real, tiefgreifend und oft langfristig spürbar. Mobbing nimmt Kindern nicht nur die Freude, sondern kann ihnen auch die Zukunft kosten. Doch wir können gemeinsam etwas dagegen tun. Wenn wir eine Kultur der Achtung und Hilfe schaffen, machen wir einen Unterschied. Jeder Schritt zählt – und jedes Kind, dem geholfen wird, ist ein echter Erfolg. Sollte es bereits zu psychischen Problemen aufgrund von Mobbing gekommen sein, ist eine Psychotherapie ratsam!

Im nächsten Beitrag geht es darum, wie man Mobbing verhindern und betroffene Jugendliche gezielt unterstützen kann.

Quellen:

- Ando, M., Asakura, T., & Simons-Morton, B. (2005). Psychosocial influences on physical, verbal, and indirect bullying among Japanese early adolescents. Journal of Early Adolescence, 25(2), 268–297.

- Arseneault, L., Bowes, L., & Shakoor, S. (2009). Bullying victimization in youths and mental health problems: ‘Much ado about nothing’? Psychological Medicine, 40(5), 717–729.

- Bhatia, R. (2023). The impact of bullying in childhood and adolescence. Current Opinion in Psychiatry.

- Elsadek, A. M., & Abbady, A. (2020). Direct and indirect effects of difficulties in emotion regulation on bullying in high school adolescents. Journal of Educational Psychology, 17(3), 200-210.

- Hutson, E., & Melnyk, B. M. (2022). An adaptation of the COPE intervention for adolescent bullying victimization improved mental and physical health symptoms. Journal of the American Psychiatric Nurses Association.

- Jeffrey, J., & Stuart, J. (2019). Do research definitions of bullying capture the experiences and understandings of young people? International Journal of Bullying Prevention, 1(1), 38-51.

- Ledwell, M. J., & King, V. (2015). Bullying and internalizing problems: Gender differences and the moderating role of parental communication. Journal of Family Issues, 36(4), 543–566.

- Taukhid, M., Ludyanti, L. N., & Mone, R. (2018). An overview of bullying behavior in teenagers. Journal of Education and Development.

    28. November 2024
zurück zum Blog

Beteilige dich an unserer Diskussion und teile deine Gedanken mit uns.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Patrick Pfarrer
M.Sc. Psychologie / MAS Psychotherapie
Sommerstraße 5
81543 München
+49 (0)176 328 015 96
patrick.pfarrer@pcm.contact
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram